Zahnbleichen - alte Technik neu entdeckt

 

Lange Zeit war das Bleichen von Zähnen auch bei Zahnärzten eher verpönt und wurde aus dem Bereich der ernsthaften Zahnmedizin verbannt. Dabei wurde vollkommen vergessen, daß das Zahnbleichen eine seit fast 150 Jahren bekannte Technik ist, die in vielerlei Form Anwendung in der Zahnheilkunde findet und ein ästhetisches Problem, die Verfärbung vor allem von wurzelkanalbehandelten aber auch vitalen Frontzähnen, beseitigen kann. In den letzten Jahren hat das Bleichen der Zähne, auch neudeutsch "bleaching" genannt, allerdings eine Renaissence erfahren, hervorgerufen vor allem durch den Wunsch nach immer weisseren Zähnen. Gleichzeitig hat auch die Zahnmedizin diese Technik wiederentdeckt, was sich auch in der Vielzahl der neuen Produkte zum ausschliesslichen Gebrauch in der Zahnarztpraxis wiederspiegelt.

Natürliche Zähne verändern mit zunehmenden Alter - z.B. durch Farbstoffe aus Nahrungs- und Genussmitteln, Nebenwirkung von Medikamenten, Absterben des Zahnnervens - ihre Farbe: sie werden dunkler, nehmen meist eine fleckige, gelblich-braune Farbe an. Man spricht von Altersverfärbungen. Das Hauptanwendungsgebiet des Bleaching ist aber nicht das Bleichen der gesamten Zahnreihe, sondern der gezielte Einsatz zur Beseitigung von Verfärbungen einzelner Zähne, die ihrerseits viele Ursachen haben können. Am häufigsten ist dabei die Verfärbung wurzelkanalbehandelter Zähne, die einige Zeit nach der Wurzelkanalbehandlung und -füllung beginnt und den Zahn im Laufe der Zeit immer dunkler werden lässt, bis er schliesslich eine dunkelgraue Farbe angenommen hat. Ursache hierfür ist in den meisten Fällen eine unzureichende Entfernung des abgestorbenen Nervengewebes vor der eigentlichen Wurzelfüllung. Was im Laufe der Zeit den Zahn immer dunkler werden lässt, ist das Gewebe, das den Zahnnerven umgeben hat. Das darin enthaltene Blut ist durch die kleinen Kanälchen im Dentin in das Zahninnere gewandert, wo der Blutfarbstoff umgebaut wird, im Grunde also nichts anderes als ein blauer Fleck in der Haut. Nur kann im abgeschlossenen Zahn der Blutfarbstoff nicht ganz abgebaut und von den körpereigenen Zellen abtransportiert werden, weshalb die Verfärbung bleibend ist. Aber auch das Wurzelfüllmaterial selber kann zu Verfärbungen führen. In diesen Fällen ist ein Bleichen des Zahnes von innen heraus möglich. Das Bleichmittel kann direkt in den Zahn appliziert werden, wo es jeweils für ca. eine Woche verbleibt. 5-10 Sitzungen sind nötig, in denen der Zahn immer wieder gespült und das Bleichmittel gewechselt wird.

Bleichbehandlung Anders ist die Vorgehensweise bei noch vitalen Zähnen. Durch Gewalteinwirkung können kleinste Blutgefässe auch ohne ein Absterben des Nervens im Innern des Zahnes zerreissen und somit wiederum Blut über die Dentinkanälchen in die Zahnhartsubstanz wandern. Aber auch Medikamente und andere externe Einflüsse können eine Verfärbung des Zahnes bewirken. Hierbei muss das Bleichmittel von aussen auf den Zahn aufgetragen werden. Dieses Verfahren dauert länger als das Bleichen von innen heraus, weil das Bleichmittel sehr viel langsamer in die Zahnsubstanz eindringen kann und ausserdem Rücksicht auf den empfindlichen Zahnnerven im Inneren genommen werden muss. Ausserdem ist die Einwirkzeit bei der Behandlung in der Praxis mit jeweils ca. 15 Minuten viel kürzer als beim Bleichen wurzeltoter Zähne. Alternativ dazu kann allerdings auch eine individuelle Kunststoffschiene angefertigt werden, die die Zähne komplett bedeckt und auf deren Vorderseite Platz für ein Bleichmittel hat. Damit kann der Patient nach einer Eingangsbhandlung in der Zahnarztpraxis die Bleichbehandlung bequem zuhause selber durchführen. Dieses Verfahren gestattet natürlich auch das Bleichen aller Zähne und hat die besten Langzeitergebnisse zu verzeichnen. Nach den Erfahrungen, die bisher bekannt sind, bleiben aufgehellte Zähne jahrelang farbstabil. Nicht wirksam ist das Bleichen hingegen bei verfärbten, fleckigen Füllungen.

Häusliche Bleichbehandlungen sollten grundsätzlich nur mit einer für den Patienten individuell gefertigten Schiene durchgeführt werden, um das Zahnfleisch nicht unnötig dem aggressiven Bleichmittel auszusetzen. Gewarnt werden muss vor Bleichmitteln für den Hausgebrauch - häufig von Drogerien und dem Versandhandel angeboten, welche ohne zahnärztliche Überwachung benutzt werden. Bei unsachgemäßer Anwendung oder falscher Indikation kann mehr Schaden als Nutzen entstehen! Besonders das Zahnfleisch reagiert bei nicht sachgemäßer Anwendung empfindlich. Schäden auf der Zahnoberfläche, des Zahnnervens, Zahnfleisch, Magenschleimhaut, Füllungs- und Verblendmaterialien wurden bisher bei sachgemäßer Anwendung nicht beobachtet. Lediglich in den ersten Tagen kann durch die bleachingbedingte Austrocknung des Zahnes eine erhöhte Temperaturempfindung eintreten. Allerdings muss die Trägerschiene exakt angepasst sein und das Gel darf nicht über die Schiene hinausquellen, da sonst starke Zahnfleischreizungen auftreten können. Gundsätzlich sollte eine Bleichbehandlung nie ohne Absprache mit dem behandelnden Zahnarzt erfolgen.

Eine Alternative zum Bleichen können sogenannte. "Veneers" sein, besonders dann, wenn der Zahn durch Füllungen verfärbt ist oder gleichzeitig neben einem Aufhellen noch eine kosmetische Formkorrektur erfolgen soll. Veneers sind Keramikfacetten, hergestellt individuell im Zahnlabor, die auf die Vorderseite der Frontzähne aufzementiert werden ähnlich einer Keramikkrone, ohne jedoch den ganzen Zahn beschleifen zu müssen.

 


Michael Linneweber