Imfpfung gegen Karies?

 

Seit dem 19. Jahrhundert ist bekannt, dass Karies eine bakteriell bedingte Erkrankung ist. Maßgeblich verantwortlich für ihre Entstehung ist der Mutans-Streptococcus. Bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden deshalb ernstzunehmende Konzepte für eine Immunisierung gegen eben diese Art der Streptokokken entwickelt. Dementsprechend konnten bei Affen und Nagetieren sowohl die Besiedelung der Zahnoberflächen mit dem Bakterium sowie die Entstehung kariöser Defekte durch Antikörpergaben deutlich verringert werden. Leider erwies sich diese Immunisierung beim Menschen als äußerst problematisch, da es in der Folge zu Kreuzreaktionen und Antikörperbildung gegen menschliches Herzmuskelgewebe kam.

Der Fortschritt in der Gentechnologie macht es heute möglich, Antikörper herzustellen, die ausschließlich Streptococcus mutans betreffen. Dabei gilt die Suche besonders Antikörpern, die die Fähigkeit des Bakteriums, irreversibel an der Zahnoberfläche anzuhaften, unterbinden. Die bisherige Forschung hat nämlich ergeben, dass der Hauptansatzpunkt der Immunisierung gegen Kariens in der Verhinderung der Besiedelung der Mundhöhle mit Streptococcus mutans zu suchen ist. Die Behandlung der Karies durch Bekämpfung der in der Mundhöhle befindlichen Bakterien hat sich – zumindest in der Vergangenheit – als langfristig unzureichend erwiesen.

Als vielversprechend könnte sich eine „Impfung“ bei Kleinkindern erweisen, bei der die Antikörper langsam über den Speichel in die Mundhöhle abgegeben werden und so die erste Besiedelung mit dem Bakterium verhindern oder nach dem Durchbruch der Milchzähne zumindest hinauszögern. Da für die Karies aber auch noch andere Bakterienstämme verantwortlich sind, stellt die Kontrolle der Besiedelung mit S. Mutans keine 100% Kariesprophylaxe dar. Da es sich bei der Karies um keine lebensbedrohende Krankheit handelt, ist allerdings zur Zeit noch jede weiterführende „Impfung“ mit kritischer Vorsicht zu genießen, da mögliche Störungen des ökologischen Gleichgewichts in der Mundhöhle nicht abschätzbare Folgen haben können.

Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten mit dem HealOzon-Gerät ist die Kariesdiagnostik mit einem Diagnodent-Gerät, das nicht nur die Präsenz einer Karies bestätigen soll, sondern auch ein Maß für deren Intensität liefern soll. Nur so kann ein Therapieerfolg auch messbar dokumentiert werden.

Auch wenn das Problem der Immunisierung gegen Karies als noch immer nicht gelöst anzusehen ist, können lokal anzuwendende Lacke und Gele bei Patienten mit erhöhtem Kariesrisiko dennoch gute Erfolge erzielen. Besonders bei Menschen mit verminderter Speichelbildung sind sie extrem hilfreich, um die ansonsten aggressive Kariesbildung zu kontrollieren.

 


Michael Linneweber