Kieferanomalien - schon bei Säuglingen und Kleinkindern verhindern

 

Im Rahmen der Karies- und Parodontitisprophylaxe wird heute schon eine Menge getan und auch erreicht! Die Prophylaxe beginnt aber leider erst im Kindergarten oder in der Schule. Ein Kind unter drei Jahren hat nur im Ausnahmefall vorher Kontakt mit einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden Bisher widmen sich Aufklärungskampagnen besonders dem Thema "Kariesprophylaxe". Dass eine Prophylaxe gegen Kiefer- und Zahnfehlstellungen ebenso wichtig und auch möglich ist, wird häufig unterschätzt.

Viele Zahnstellungs- und Kieferanomalien sind nicht ausschließlich erblich bedingt. Es wird angenommen, dass zirka zwei Drittel erworben werden durch Daumenlutschen, unphysiologische Flaschen- und Beruhigungssauger, deren zu langer Gebrauch, frühzeitigen Milchzahnverlust und/oder Einbruch der Stützzone durch Karies.


verschiedene Sauger Durch das Stillen lernt der Säugling ein korrektes Bewegungsmuster der Zunge, welches den korrekten Schluckreflex initiiert. Weiterhin wird der Lippenschluss trainiert und damit eine wichtige Voraussetzung für die Sprach- und Kieferbildung und die Nasenatmung geschaffen. Ist ein Stillen nicht möglich, sollte unbedingt auf einen physiologischen Sauger (Weithalsflaschensauger mit breitem Lippenschild) geachtet werden, damit Zungen-, Lippen-, Gesichts- und Kaumuskulatur gut ausgebildet werden.

Mit Durchbruch der ersten Milchzähne sollte das Kleinkind zunehmend vom Stillen respektive Flaschenernährung entwöhnt werden. Der Saugreflex soll dem natürlichen Kaureflex weichen. Ein Abgewöhnen des Einschlaf/Beruhigungssaugers sollte bis zum dritten Lebensjahr erfolgen, um Folgeschäden zu vermeiden.

In Anknüpfung an die Lutschgewohnheit sei hier als erstes die Dauernuckelflasche erwähnt. Es kommt nicht nur durch zuckerhaltige Getränke zum Nursing-Bottle-Syndrom, d. h. der typisch massiven Ausbildung von Karies, sondern auch zuckerfreie Getränke, zum Beispiel Mineralwasser, können die Zähne schädigen, da die Selbstreinigung durch den Speichel fehlt. Die unbehandelte Karies im Milchgebiss verursacht einen Stützzonenverlust mit verheerenden Auswirkungen bei Milchzahnverlust.

Die Folgen sind: Wachstumsrichtungsverlust der bleibenden Zähne, Platzeinengung mit Durchbruchsbe- oder Verhinderung, Zungenhaltungsfehler, Sprachentwicklungsstörungen und eventuell psychologische Beeinträchtigungen. Durch das Eingliedern von Lückenhaltern und/oder Kinderprothesen kann auch der Zahnarzt selber oder überweisend prophylaktisch tätig werden. Der Wert für die Kinderprothesen wird häufig unterschätzt. Die Pädiater wären dankbar für die Eingliederung solcher Behelfe für die Psyche der Kinder und die Sprachlautbildung.

 


Michael Linneweber