Der Schmerz - jetzt hat er wieder Saison

 

Fast jeder hat es schon einmal erlebt, plötzlich durchzuckt ein ziehender Schmerz den Kiefer! Nicht immer muß das wirklich schlimmes bedeuten; besser ist aber allemal ein kurzer Besuch beim Zahnarzt, um auf Nummer Sicher zu gehen. Oftmals war es nur eine Fehl- oder Überbelastung eines einzelnen Zahnes, zumal, wenn das Schmerzerlebnis eine einmalige Erfahrung war. Denn man darf nicht vergessen, dass im Innern des scheinbar so harten Zahnes ein empfindlicher Nerv ist, der durch plötzliche Deformation des in der Tat begrenzt elastischen Zahnes manchmal auch überreizt werden kann.

Wird der Schmerz allerdings zum wiederkehrenden Übel oder macht sich besonders bei süßen und sauren Speisen bemerkbar, ist der Gang zum Zahnarzt ein Muß. Solche Symptomatik deutet in aller Regel auf eine Karies hin, die mit ihren Ausläufern nunmehr in die Nähe des Zahnnerven gelangt ist. Oftmals ist es auch eine alte Füllung, die am Rand nicht mehr ganz dicht ist und den gleichen Effekt hervorrufen kann.

Ein Schmerzerlebnis der besonderen Art bereitet die Entzündung im Bereich der Zahnwurzelspitze, und jeder, der es einmal erlebt hat, wird es bestimmt nicht wieder vergessen. Dabei wird besonders das Zubeißen zur Qual. Gerade jetzt mit steigenden Temperaturen können sich Bakterien hervorragend vermehren und Infektionen gedeihen aufs Beste. Das schließt leider auch die Zähne mit ein. Und tatsächlich sind die meisten "Notfälle", die z. Zt. in meiner Praxis auftauchen, entzündliche Schwellungen des Kiefers im Wurzelbereich nach Absterben des Zahnnerven. Dabei kann der Nerv durchaus bereits seit längerer Zeit vollkommen "beschwerdefrei tot" sein und der Körper sich in einem unbemerkten Kampf mit den Bakterien in der Wurzel befinden. Dieses Gleichgewicht zwischen Bakterien und Körperabwehr wird dann plötzlich durch sprunghafte Vermehrung der Bakterien im warmen Klima verschoben. Manchmal ist es aber auch nur eine kleine Erkältung, die die Körperabwehr an anderer Stelle schwächt und zu dieser Gleichgewichtsverschiebung führt.

Ein akut entzündeter noch lebender Zahnnerv bereitet ähnliche Schmerzen und ist besonders gegen Wärme besonders empfindlich. Charakteristischerweise lassen sich diese Zahnschmerzen mit kaltem Wasser kurzfristig lindern, sind aber ansonsten fast mit keinem üblichen Schmerzmittel in den Griff zu bekommen. Hier hilft nur noch die Öffnung des Zahnes, um den auf den Nerven einwirkenden Druck abzubauen. Oft ist aber bei einer akuten Entzündung, sei es nun des lebenden Nerven oder des Kieferknochens beim wurzeltoten Zahn, die erste mögliche Behandlung die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten, oft auch in Kombination mit Antibiotika. Das gilt besonders, wenn es bereits zu einer sichtbaren Schwellung der Wange gekommen ist.

Zahnschmerzen haben in der Regel eine greifbare Ursache - und die verschwindet in den allerseltensten Fällen von alleine. Deshalb ist ein frühzeitiger Besuch beim Zahnarzt empfehlenswert, bevor die Schmerzen unerträglich werden und eine Behandlung wesentlich aufwendiger und oft auch unangenehmer wird...

 


Michael Linneweber