Wenn der Mund trocken wird...

 

Für die meisten von uns erscheint er so selbstverständlich, dass wir nie wirklich einen Gedanken an ihn verschwenden – der Speichel. Wie wichtig er ist und welche wichtigen Funktionen er für die Nahrungsaufnahme sowie für die Reinigung und den Erhalt der Zähne besitzt, zeigt sich oft erst, wenn er plötzlich nur noch vermindert gebildet wird.

Die Verminderung des Speichelflusses, Xerostomie genannt, tritt als Symptom verschiedener Erkrankungen auf (z. B. Diabetes) oder als Nebenwirkung von über 400 Medikamenten (z. B. Psychopharmaka). Besonders extrem treten die Symptome bei Krebspatienten auf, die Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich benötigen. Innerhalb kürzester Zeit sinkt die Speichelproduktion auf bis zu fünf Prozent der ursprünglichen Menge. Der Speichel wird sehr dickflüssig und nimmt ein weißes, gelbliches oder braunes Aussehen an. Der wichtige pH-wert, der die Säurekonzentration angibt, sinkt von neutralen 6,8 auf unter 5 (deutlich säurehaltig).

Der pH-Wert des Speichels ist für die Gesundheit der Zahnhartsubstanz extrem wichtig. Im neutralen Bereich besitzt er eine ausreichende Menge an Bicarbonaten, die für die Remineralisation des Zahnschmelzes verantwortlich sind. Bei der Nahrungsaufnahme „speisen“ nämlich auch die in der Mundhöhle lebenden Bakterien. Dabei produzieren sie Säuren, die die Oberfläche des Zahnschmelzes anlösen können. Der natürliche Speichel sorgt durch seine enthaltenen Bicarbonate für eine Pufferwirkung und füllt sogar die winzigen Defekte in der Schmelzoberfläche wieder auf. Deshalb ist seine ständige Produktion in ausreichender Menge wünschenswert.

In Fällen extremer Mundtrockenheit, wie sie in der Regel nur bei den oben angeführten Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen vorkommt, muß der Speichel durch künstlichen Speichel ersetzt werden. Im Handel sind verschiedene Präparate erhältlich. Wichtig ist, das auch bei diesen der oben erwähnte wichtige pH-Wert berücksichtigt wird, was leider nicht alle erhältlichen Präparate gewährleisten. Bei entsprechender Zusammensetzung können künstliche Speichel ein nicht zu vernachlässigendes, demineralisierendes Potential auf den Zahnschmelz haben, was eine rapide kariöse Zerstörung der Zähne nach sich zieht.

Im Alter nimmt der natürliche Drang, Flüssigkeit zu sich zu nehmen ab. Aber auch jüngere Menschen trinken oft viel zu wenig. Eine verminderte Produktion von zudem zähflüssigerem Speichel ist oft die Folge. Regelmäßig ein Schluck Wasser, Kaugummikauen nach dem Essen sorgen für eine ausreichende Speichelproduktion und somit für die nötige Selbstreinigung der Mundhöhle von Speiseresten.

 


Michael Linneweber