Zahnlücke - was tun?

 

Manchmal ist ein Zahn so sehr zerstört, oder der ihn umgebende Knochen durch massive Zahnfleischerkrankung oder die Folgen einer Nerventzündung des Zahnes so weit abgebaut, dass der entsprechende Zahn extrahiert werden muß. Es bleibt eine Lücke, die die ansonsten geschlossene Zahnreihe unterbricht. Befindet sich diese weit im sichtbaren Bereich, ist es in der Regel Wunsch des Patienten selbst, diese so schnell als möglich zu schließen. Aber auch im nicht sichtbaren Bereich, ist es wichtig, Zahnlücken nicht über längere Zeit zu belassen.


komplette Zahnreihe Bei der geschlossenen Zahnreihe stützen sich die Zähne eines Kiefers gegenseitig ab. Zu den Zähnen des Gegenkiefers bilden sie die notwendigen Antagonisten, so dass beim Zusammenbeißen alle Zähne einen Gegenbiß haben. Wie wichtig das ist, sieht man bei Kiefern, die teilweise unbezahnt sind, und bei denen die Zähne ohne Gegenbiß so weit verlängert sind und eine Stufe zum Nachbarzahn bilden, dass sie bereits bei den normalen Kau- und Mahlbewegungen ein extremes Hindernis darstellen. Außerdem sind die verlängerten Zähne so weit aus dem Knochen "herausgewachsen", dass ihre Wurzeln nur noch zum Teil im Kieferknochen verankert sind. Die Folge kann Zahnlockerung und Zahnausfall sein.


Zahnlücke Bei einer Zahnlücke haben die Nachbarzähne die Tendenz, in diese Lücke "hineinzukippen", d. h. die Achse der Zähne ist nicht mehr parallel zueinander. Aufgrund der Konstruktion unseres Kauorgans ist es aber wichtig, dass unsere Zähne beim Kauvorgang senkrecht belastet werden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung stecken die Zähne nämlich nicht einfach im Knochen, sondern sind im Zahnfach durch Kollagenfasern aufgehängt. Dadurch wird jede Druckbelastung beim Kauvorgang in eine Zugbelastung für den Knochen umgewandelt und die Zellen des Knochens zur Knochenneubildung angeregt. Umgekehrt begünstigt eine Druckbelastung des Knochens seinen Abbau. Und genau das passiert, wenn gekippte Zähne beim Kauen nicht mehr in ihrer Achsrichtung belastet werden - der Druck kann nur noch auf der der Zahnlücke abgewandten Seite in Zug umgewandelt werden. Zur Lücke hin wird der Knochen nach und nach abgebaut - es entstehen tiefe Taschen im Knochen und Zahnfleisch, die sich entzünden können, bis im schlimmsten Fall die Zähne an der Lücke ausfallen.

Aber auch fehlende Zähne am Ende der Zahnreihe sollten ggf. ersetzt werden. Ist die Zahnreihe nämlich durch fehlende Zähne so stark verkürzt, dass beim Kauen nur noch im vorderen Teil des Kiefers ein Kontakt von Ober- zu Unterkiefer besteht, verändert sich allmählich die Position des Unterkiefers. Der Muskelzug der Kaumuskeln zieht ihn im hinteren Bereich immer weiter nach oben, was zu Kiefergelenkbeschwerden führen kann, weil der Gelenkkopf des Kiefergelenks so immer weiter in die Gelenkpfanne gepresst wird. Äußerlich ist eine solche Veränderung manchmal als Hängebäckchen sichtbar - das Gesicht wird kürzer.

Abschließend sei erwähnt, dass man mit dem Verlust eines Backenzahnes ca. 25% seiner Kaukraft einbüßt, weil auch der Antagonist für den Kauvorgang nicht mehr zur Verfügung steht. Schlecht gekaute Nahrung wiederum kann zu Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes führen.

 


Michael Linneweber